Achterbahn

 

Eine Achterbahn der Gefühle und Gedanken, die da in diesen Tagen auf mich und auch sicherlich euch, hereinbrechen. Ich sehe die schwindende Bereitschaft sich ein zweites Mal in einen erneuten Lock down zu begeben, sich erneut stark in unseren sozialen Kontakten zu beschränken. Auch mir blutete das Herz, alle Kurse sind in den Dezember verschoben, für selbstständige sind es harte Einschränkungen und jeder Einzelne kämpft sich irgendwie durch.

Ich hadere ebenfalls mit einigen Entscheidungen, hinterfrage viele Dinge. Ob es die richtigen Maßnahmen sind, ob es nicht die falschen trifft, ob es nicht jetzt schon klar ist, dass auch diesmal nicht 4 Wochen ausreichen werden. Werden die Schulen und Kindergärten bald wieder alle geschlossen? Warum dürfen Profifußballer einfach weiter spielen und Fitnessstudios müssen schließen?

Der Ruf nach allgemeiner Schulschließung wird laut… Es scheint als bilden sich zwei Lager und auch hier gibt es wahrscheinlich keine allumfassende Lösung. Es wäre allerdings eine gute Gelegenheit unser jetziges (veraltetes) Schulsystem einmal zu überdenken und vielleicht einen Neuanfang zu starten. Wie schön wäre es kleine Klassen zu bekommen, in denen dann ganz individuell auf die (Lern)Bedürfnisse unserer Kinder geschaut werden könnte? Ja, ich weiß das geht nicht so ohne weiteres, woher sollen all die Lehrkräfte plötzlich kommen. Trotzdem wäre es so ein nötiger und wichtiger Schritt, auch ohne Corona!

 

Wenn es eskaliert und alle Intensivbetten belegt sind, wer versorgt diese und bedient die Geräte? Sicherlich würde und werde ich das tun, wer aber betreut in dieser Zeit meine Kinder? Jetzt wurde in Niedersachsen erst wieder das Arbeitsschutzgesetz gekippt, das bedeutet, wenn es richtig ernst wird, müsste ich 12 Stunden arbeiten… Das eine geht nicht ohne das andere… Nicht vergessen!

Es belastet mich zeitweise sehr und mein Gedankenkarussell macht mich Schwindelig. Diese Ungewissheit macht es nicht wirklich besser. Planbar ist zurzeit wohl nix. Ich weiß das all diese Maßnahmen nervig und anstrengend sind, tatsächlich leidet auch mein Gemüt und meine Selbständigkeit darunter, gleichzeitig ist es wohl im Moment, das einzige was wir tun können.

 

Denn, was wäre die Alternative?

 

Einfach zuschauen, wie alles zusammenbricht und so tun, als gäbe es dieses Virus nicht? Auch wenn du nicht schwer an Corona erkranken wirst, könntest du dennoch andere medizinische Versorgung benötigen. Was, wenn dann keine Kapazitäten mehr vorhanden sind? Willst du das Risiko für dich, deine Familie und all die anderen Menschen eingehen?

 

Ich nicht und deshalb lasst uns das Beste aus dieser Situation machen. Sei achtsam mit dir und deiner Umwelt, lege den Focus auf die schönen Dinge. Ich bin mir sicher, da findet sich was. Vielleicht fällt es mir leichter, meinen Focus zu verschieben, weil ich diese schwerst kranken Patienten versorge und das Virus tatsächlich greifbar erscheint.

 

Bleibt gesund und findet einen Weg, euren Weg um gut durch diese Zeit zu kommen.

 

Herzliche Grüße, eure Anja