Es gibt so viele Namen und Bezeichnungen dafür, das hat mich am Anfang ganz schön verwirrt. Letztendlich ist es auch völlig egal wie wir es bezeichnen, denn es kommt einfach auf eine friedvolle und Gleichwürde Beziehung zu unseren Kindern an. Ich erzähle euch mal meinen Anfang, ganz ehrlich und ungeschönt:

Eigentlich war ich gerade im Internet auf der Suche nach der Frage, wie ich denn meine älteste Tochter, damals knapp drei Jahre alt, dazu bringen könnte sich Anzuziehen. Vor allem doch bitte eine Unterhose zu tragen.

Ich war schier am Verzweifeln und all meine bisherigen Maßnahmen brachten nichts, außer noch mehr Frust und Tränen. Für mich stellte sich zuerst gar nicht die Frage, was meine Tochter möchte, sondern meine alten Glaubenssätze bestimmten mich. Denn Erziehung ist das A und O, schließlich macht das jeder so und meine Kindheit war geprägt von guter oder eben schlechter Erziehung.

Unerzogen– wie soll das denn gehen?

Also las ich in mehreren Foren, wo es rund um Kindererziehung ging. Die üblichen Tipps wie, nackt oder im Schlafanzug in die Kita bringen, Verbote und Erpressungen. All das habe ich versucht, leider, heute tut es mir wahnsinnig Leid. Ich wusste es nicht besser und ich versuche mir zu vergeben, was nicht so leicht ist, wie es sich hier liest. So nun las ich das also alles  und nichts brachte mich weiter, bis ein Beitrag mit dem Thema Unerzogen in meiner Google Suche erschien. Aha, na was soll denn der Mist, dachte ich mir und fing an in diesem Blog zu stöbern.

Ich war erstaunt und total fasziniert von dieser Sicht der Dinge, aber fühlte mich so weit entfernt davon. Einige Tage sollten vergehen und ruhen aber ich fand keine, ganz im Gegenteil. Ich war so aufgewühlt und neugierig, dass ich immer mehr zu diesem Thema gelesen habe und anfing diverse soziale Plattformen abzusuchen.

Ich hatte das Gefühl, ich habe genau den richtigen Weg für uns gefunden. Na prima, dann wird ja ab jetzt alles super toll. Ich schreie mein Kind nicht mehr an, sondern äh ja was dann?

So da war es, das riesen Tief, meine Erwartungen und Bilder in meinem Kopf über friedliche, harmonische Bilderbuch Familien war jetzt in meinem Kopf und das wollte ich jetzt sofort, genauso haben. Ging aber nicht, denn was statt schreien zum Beispiel soll ich denn jetzt machen. Ja klar, erklären und bitten. Dann kann sie aber Nein sagen und tat dies natürlich auch. Ja und jetzt? Soll sie jetzt doch nackt gehen, das will sie ja aber auch nicht.

Ich war total verwirrt und hatte mich verrant. In die fixe Idee von einem Tag auf den anderen alles besser und anders zu machen. Nicht möglich, zumindest für mich nicht. Es führte dazu das ich arg enttäuscht von mir selber war und immens hoher Druck und Erwartungen, auf mir lagen.

Ich bin so wütend-warum?

Es wurde auch erst nicht viel besser, im Gegenteil. Ich wusste ja jetzt um all die Probleme und wie ich es unbedingt haben wollte und es bei anderen läuft. Irgendwann kam zu dem Frust noch eine ordentliche Portion Wut hinzu, auf mich, meine Tochter und überhaupt auf alle. Alte Glaubenssätze aus meiner Kindheit kamen ungewollt zum Vorschein. Ich musste also bei mir ansetzten, mich auf die Suche nach mir machen und mein Inneres Kind trösten und versorgen. Erst dann, ist es möglich die Bedürfnisse anderer zu erfüllen. Kein leichter Weg und er wird nie zu Ende sein.

Jetzt sind mittlerweile fast drei Jahre vergangen und wir sind immer noch am Anfang. Das ist kein Konzept was man mal eben so anwenden kann. Es ist eine Haltung die man einnimmt, langsam, Stück für Stück. Innerer Frieden mit sich selber, Vergebung, Selbstliebe, Verantwortung übernehmen, all das braucht Zeit, viel Zeit aber es lohnt sich so sehr. Meine Kinder sollen es als ganz normal empfinden, zu sich selbst und seinen Werten zu stehen und diese nicht von anderen zu übernhemen, sondern eigene entwickeln zu können. Sie sollen Selbstliebe und Selbstwirksamkeit erfahren um möglichst Frei sein und raus in die Welt springen, ich bin immer ihr sicherer Hafen, zu dem sie jeder Zeit zurückkehren können.

Mir persönlich habe einige Bücher und Blogs sehr geholfen, gerade wenn es mal überhaupt nicht gelingen wollte den Blick zu focusieren. Ich verlinke sie euch hier drunter. Vielleicht findet auch ihr auch den ein oder anderen Ansatz und könnt was mit nehmen.

Grüße Anja

 

 

Die Weggefährt*innen ganz viel inputt von der lieben Ruth, schaut auch unbedingt auf ihrem Instagram und Facebook Profil vorbei.

Die Piepmadame, ich liebe ihre Sicht der Dinge. Immer Ehrlich auch wenn es manchmal weh tut.

Jesper Juul, mein Einstieg in dieses Thema

Nora Imlau, unglaublich tolle Worte

Nicola Schmidt, ebenso wunderbar geschrieben

und natürlich die wunderbaren Einfach-Eltern ,die nun endlich auch ihr erstes Buch geschrieben haben!

Ah, und nicht zu vergessen sind natürlich Herbert Renz-Polster

und das Portal BO, für Bindungsorientierten Austausch mit Playdates und Webwaren.